Wir sitzen schon eine Weile im Auto und schlängeln uns durch das hügelige Bad Münstereifel in Richtung Effelsberg. Das Radioteleskop des Max-Planck-Instituts steht in einer Senke und ist, trotz des riesigen Durchmessers von 100 Metern, erst zu sehen wenn man schon fast davor steht.
An der Location angekommen bereiten wir alles für das Shooting vor. Wir wollen Herrn Zensus, den Direktor des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie Bonn, heute „in action“ gemeinsam mit den Mitarbeitern fotografieren. Frau Steinbach observiert den Raum nach geeigneten Perspektiven. Vom Kontrollraum aus hat man freie Sicht auf das riesige Teleskop: Eine mächtige weiße Schüssel mit 100 Meter Durchmesser, getragen von einem geradezu filigran wirkendem Stahlgerüst. Wir fangen an das Lichtsetup zu testen und Frau Steinbach fotografiert einen Mitarbeiter der gerade das Teleskop steuert.
Die Welt dreht sich
In der Kanzel über dem Spiegel befinden sich gerade technische Mitarbeiter, erklärt er uns, während das Teleskop anfängt sich zu drehen und fragt, ob wir auch mal „mitfahren“ wollen. Das muss man uns nicht zwei mal fragen. Wir schnappen uns Kamera und Blitz und lassen uns vom Fahrstuhl bis an den Boden der Schüssel fahren. Von dort aus laufen wir über einen der drei Stege in die Mitte des Teleskops und klettern in die Kapsel.
Was jetzt passiert ist spektakulär: Während wir in der Kapsel stehen, dreht sich das Teleskop vertikal um 90 Grad. Die Fläche, die wir eben noch ganz selbstversändlich für „Boden“ hielten, wird plötzlich zur Wand und die Wand zum Boden. Wir haben keine Sicht nach draußen, uns fehlt für einen Moment die Orientierung im Raum. Jetzt bloß nichts fallen lassen…
In der richtigen Position angekommen klettern wir mit zwei Technikern auf das Dach der Kapsel und machen Gegenlichtfotos mit dem Godox AD400, den wir extra für diese Bedingungen mitgenommen haben, da er für seine Leistung recht handlich ist. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Ein tag voller Ereignisse
Im Laufe des Tages werden wir noch oft die Location wechseln, mehrere Male auf das Teleskop und wieder hinunter klettern und Fotos aus den unterschiedlichsten Perspektiven machen. Frau Steinbach hat dabei schon vorher geeignete Motive im Kopf, lässt sich vor Ort aber auch von den Menschen und den Gegebenheiten inspirieren. Folgend ein weitere Einblicke:
Frau Steinbach hatte noch eine ganz bestimmte Bildidee im Hinterkopf, die wir unbedingt umsetzen wollten: Für diese futuristischen Langzeitaufnahmen von Herrn Zensus, dem Direktor des Max-Planck- Instituts für Radioastronomie, musste einiges zusammen passen: Der Himmel musste sternenklar und wolkenfrei sein, es durfte nicht regnen (oder schneien) und wir mussten unseren Fototermin so abstimmen, dass wir zwischen den Messungen (das Teleskop ist regulär in Betrieb), genau zur blauen Stunde oben in der Schüssel sein können.
Die besondere Herausforderung dieser Fotos: Um gleichzeitig die Sterne am Nachthimmel aufleuchten zu lassen und Herrn Zensus zu beleuchten, hat Frau Steinbach eine Belichtungszeit von 15 Sekunden gewählt – während der Herr Zensus sich möglichst nicht bewegen durfte.
Auf den linken Foto wurde Herr Zensus mit einem entfesselten Systemblitz angeleuchtet, auf dem rechten Foto hält Herr Zensus die „Laternen“-Beleuchtung (Dauerlicht) selbst in der Hand.
Besonderes Highlight: Der Mitarbeiter, der uns die 90 Grad-Drehung ermöglicht hat, bot uns spontan an, mit seiner (sehr, sehr starken) Taschenlampe vom höchsten Punkt des Teleskops aus in den Himmel zu leuchten (Foto oben).
Die Fotos im Teleskop sind das Ergebnis wunderbarer Teamarbeit und wir danken allen beteiligten für ihre Mithilfe und ihr Engagement.
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